Titelbild_Warum Frauen weniger Gehalt fordern

Du weißt doch sicher, was die Gender Pay Gap ist, oder?

Falls nicht: Das ist der durchschnittliche, prozentuale Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen, die den gleichen Beruf ausüben. 

Sehr viele Frauen sind davon betroffen. Sie verdienen also weniger als ihre männlichen Kollegen, einfach nur, weil sie eine Frau sind.  Klingt nicht sehr fair, oder?

In Deutschland liegt die unbereinigte Gender Pay Gap übrigens bei 21%. Das bedeutet, für jeden Euro, den ein männlicher Kollege in gleicher Position verdient, bekommst du als Frau nur 79 Cent.

Für die Gender Pay Gap gibt es verschiedene Gründe. Viele davon können wir Mädels nicht direkt beeinflussen. Aber mindestens einen schon. Und zwar den folgenden:

Frauen fordern weniger Gehalt als Männer.

Das ergab eine Studie der Beraterfirma McKinsey & Company und dem Karrierenetzwerk e-fellows.net.

Demnach fordern hochqualifizierte Studentinnen beim Berufseinstieg etwa 20% weniger als ihre männlichen Mitstreiter. Männern gehen beim Berufseinstieg von 62.000 Euro aus, Frauen von nur 50.000 Euro. 

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch eine Studie des Bonner Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), bei der Studierende zu ihren Gehaltserwartungen befragt wurden. Das Ergebnis: Über das ganze Leben betrachtet rechnen Frauen mit gut 22 Prozent weniger Einkommen als Männer.

Diagramm Gehaltserwartung Studenten_Warum Frauen weniger Gehalt fordern_IZA
Grafik: berk  Quelle: IZA

Seit Jahren wird für mehr Gleichberechtigung, mehr Frauen in Führungspositionen und eine Verringerung der Gender Pay Gap gekämpft.

Und dann sorgen wir Mädels (unwissentlich) dafür, dass die Pay Gap sogar noch größer wird. Denn in den letzten Jahren ist dieser Unterschied in der Gehaltsforderung noch gestiegen:

Im Jahr 2015 lag er bei 13,5 Prozent. Nur vier Jahre später, also 2019, liegt er schon bei 19,4 Prozent! 

Aber warum fordern wir weniger Gehalt? 

Frauen bewerben sich unter ihren Qualifikationen

Eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) fand heraus, dass Hochqualifizierte und studierte Frauen sich häufiger für Berufe bewerben, die eigentlich unter ihren Qualifikationen liegen. 

Auch hierfür gibt es natürlich verschiedene Gründe. Aber einer davon ist, dass wir Frauen die Anforderungen in Stellenanzeigen strenger auslegen. 

Männer verhalten sich dagegen offensiver und bewerben sich tendenziell eher um Stellen, die über ihren Qualifikationen liegen. 

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Männer pokern beim Gehalt höher

Die Studie des IZA gibt einen weiteren Grund für die unterschiedlichen Gehaltsforderungen an. Im Rahmen der Studie wurden die Studierenden gefragt, wie viel sie in einer Verhandlung fordern würden und was das schlechteste Angebot wäre, das sie gerade noch so annehmen würden.

Dabei zeigte sich: Männer verlangen mehr – und ihr Verhandlungsspielraum ist größer.

Ein Beispiel aus der Studie verdeutlicht das sehr gut:

Die Maschinenbau-Studentin Nadine antwortete auf die Frage nach Ihrer Gehaltsforderung mit 50.000€. Das sind nur 72% von dem, was ihr Kommilitone Jörn fordern würde, wenn er Alternativen hat. Denn dann würde er 69.000€ verlangen. Ansonsten würde seine Gehaltsforderung bei 59.000€ liegen. Und das sind immer noch 15% mehr als Nadine fordern würde.

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Was können wir dagegen tun?

Die Sache ist die: Wir können über diese Unterschiede und die Ungerechtigkeit in dieser Welt jammern oder wir tun etwas dagegen. 
Ich bin für Zweiteres. (Auch wenn es natürlich manchmal gut tut, ein bisschen zu Jammern 😉 )

Also lass uns heute gemeinsam für zwei Dinge entscheiden:

1. Wir reden mit unseren Freundinnen darüber.

Die Problematik der Gender Pay Gap ist vielen bekannt. Aber dass wir Mädels diese zum Teil selbst verursachen? Ich denke, das wissen weitaus weniger Menschen.

Aber nur wenn wir das Problem kennen, können wir etwas dagegen tun, richtig? Deshalb solltest du mit deinen Freundinnen oder Kolleginnen oder Bekannten mehr darüber reden.

2. Wir trauen uns auf dem Arbeitsmarkt mehr zu.

Wenn du das nächste Mal eine Stellenanzeige liest, dann mach dir bewusst, dass du nicht alle der Anforderungen erfüllen musst. Bewirb dich einfach. Mehr als absagen können sie dir ja eh nicht 😉 

Versuche bewusst, nicht so streng mit dir und deinen Qualifikationen zu sein und die Anforderungen großzügiger auszulegen.

3. Wir fordern mehr Gehalt.

Egal ob es um einen neuen Job oder einfach eine anstehende Gehaltsverhandlung geht.

Du solltest dich auf solche Dinge gut vorbereiten und deinen Marktwert recherchieren. Sammle vorher gute Argumente für deine Gehaltsforderung.

Setze deine Forderung dann noch ein wenig höher an, als dein eigentliches Zielgehalt. Damit hast du nicht nur mehr Verhandlungsspielraum, sondern vermeidest eben auch, dass deine eigene Bescheidenheit – oder eben die Strenge mit dir selbst und deinen Leistungen – dafür sorgt, dass du die Forderung zu gering ansetzt. 

Vertritt deine Forderung selbstbewusst. Auch wenn es schwer ist. Wenn ein Unternehmen dir weniger zahlen möchte, als du wert bist, dann ist das vielleicht einfach nicht der richtige Job für dich. 

Vermeide es, in folgende die Gedankenfalle zu tappen:

„Hauptsache ich bekomme den Job. Ich fordere dann später mehr, wenn ich mit meinen Leistungen überzeugt habe“

Viele Frauen setzen ihre Forderung geringer an und reden sich dabei ein, sie könnten ja später mit ihren Leistungen überzeugen und dann mehr Gehalt fordern. Das klappt aber nur in den seltensten Fällen. 

Warum sollte das Unternehmen für die gleiche Leistung plötzlich mehr zahlen?

Du würdest dich doch auch nicht freiwillig dafür entscheiden, für deinen Handyvertrag mehr zu zahlen, obwohl sich die Leistungen nicht geändert haben. Oder?

Selbst wenn das Gehalt später steigt, schaffen es Frauen mit dem geringeren Einstiegsgehalt nicht mehr, ihre männlichen Kollegen einzuholen, die von Anfang an mehr gefordert haben.

Die haben nämlich in der Zwischenzeit auch schon wieder neu verhandelt. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie sogar effektiv eine noch größere Gehaltserhöhung bekommen haben. Denn meistens rechnen Unternehmen mit Prozentwerten, wenn es darum geht, wie viel Erhöhung drin ist.

Naja und 10% von 3.000€ sind 300€, 10% von 2.500€ nur 250€. Der Gehaltsunterschied wird also tendenziell mit der Zeit eher größer als kleiner. Blöd, oder?

Gender Pay Gap lässt grüßen.

Behalte das im Hinterkopf, wenn du das nächste Mal dein Gehalt verhandelst. Sei mutig und vertritt deine Gehaltsvorstellung selbstbewusst! Ich stehe hinter dir!

Deine

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